Eine kleine Geschichte zu Christiane Busch-Lüty und der Suffizienz

Eine kleine Geschichte zu Christiane Busch-Lüty und der Suffizienz

Uta von Winterfeld
Einfach los erzählt werden kann die Geschichte nicht. Auf den ersten Blick liegen sich die Suffizienz und Christiane Busch-Lüty mitsamt ihrem Werk nicht nahe. Denn Christiane hat es mit dem Lebendigen zu tun gehabt. Das braucht Vielfalt, Fülle, Entfaltung und Gestaltung.
Lange nach ihrer Pensionierung, lange nachdem das kleine Intermezzo doch eigentlich vorbei war, hat Christiane Busch-Lüty immer wieder vehement und aufgebracht von dem Fachkollegen erzählt, der ihr da auf ihr Anliegen antwortete: „Aber Frau Professor Busch-Lüty – Leben ist doch keine wissenschaftliche Kategorie!“ Zeit also, dass sich die Wissenschaft mitsamt ihren Kategorien verändert. Dazu taugt die Suffizienz auf den ersten Blick nicht.
Allerdings könnte hier Ernesto Cardenal beisteuern. Vor einigen Wochen las er in einer Wuppertaler Kulturkirche: „Die Menschen denken immer: Wenn ich ein bisschen mehr hätte, dann wäre es genug.“ Hieraus ließe sich ein gewisser nachholender Zivilisationsbedarf ableiten, der mit Blick auf die nachhaltige Bürgerin und den nachhaltigen Bürger gebraucht wird. Dem könnte Christiane eventuell zustimmen.
Aber zentraler ist wohl ihre Orientierung am Lebensnotwendigen – später dann modifiziert zur Orientierung am für das gute Leben Notwendigen. Für dieses dritte Handlungsprinzip Vorsorgenden Wirtschaftens hat sich Christiane stets besonders interessiert und eingesetzt. Das könnte dann doch die eine oder andere Begrenzungsperspektive eröffnen: Die Idee, das notwendige Lebensmittel Mais in ein aufwendiges Kraftstoffmittel zu transformieren, ist mit der Orientierung am für das gute Leben Notwendigen nicht recht vereinbar. Auch die landgrapschende Verwandlung des Landes vom Existenzmittel zum Gewinnerwirtschaftungsmittel verträgt sich mit der Orientierung am für das gute Leben Notwendigen nicht eigentlich gut.
Womöglich hätte ihr jedoch mehr Spaß gemacht, die Suffizienz schalkhaft gegen den Strich zu bürsten: Eines Tages wird Frau Keuner gefragt, wie sie es denn mit der Suffizienz halte. „Nun ja“, antwortet Frau Keuner, „so recht einleuchten will sie mir nicht. Wieso soll ich plötzlich auf etwas verzichten, das ich eigentlich noch nie haben wollte?
Uta von Winterfeld, Mitglied des Netzwerkes „Vorsorgendes Wirtschaften” und Projektleiterin am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, hat anlässlich der Christiane Busch-Lüty gewidmeten Jahrestagung 2011 der VÖÖ diese kleine Geschichte geschrieben.