Bericht zur Jahrestagung 2016: „Nachhaltige Ressourcennutzung im Spannungsfeld von Wachstumskritik und Commons-Diskurs“
Die VÖÖ hat ihre Tagungsreihe im Jahr 2016 dem Thema nachhaltiger Ressourcennutzung gewidmet. Die Jahrestagung fand vom 13. bis zum 15. Oktober 2016 am Umwelt-Campus Birkenfeld in Rheinland-Pfalz statt.
>> Einladungstext und Anmeldung
>> Programm
>> Tagungsflyer und Programm als PDF
Die Jahrestagung wurde mit einer Führung durch den Nationalpark Hunsrück-Hochwald und über den Null-Emissions-Campus eingestimmt. Danach ging es mit einer Podiumsdiskussion zum Thema „Fläche für alle“ los, bei der man schon mal die Referentinnen und Referenten aus Wissenschaft, Politik undKirche und deren Positionen kennenlernen konnte. Im Mittelpunkt stand das Thema Land und der Zugang dazu. Der Bedarf nach Land wird immer größer, sei es für Nahrungsmittel, den Anbau von Agrartreibstoffen, Produkte wie Bioplastik, Energieproduktion oder Städtebau. Zugleich nimmt die Fläche, die sich für Landwirtschaft eignet, aber immer weiter ab. In Deutschland gingen von 1980 bis 2010 14% der landwirtschaftlich genutzten Fläche verloren.
An den nächsten beiden Tagen gab es spannende Vorträge. Zum Thema „Land-Grabbing“ referierte der Journalist und Autor Wilfried Bommert (Vortragsfolien hier), über „Ernährung, Bioökonomie und Landkonflikte“ berichtete Stig Tanzmann von Brot für die Welt. Oliver Richters und Andreas Siemoneit erörterten „Die Rolle von Ressourcennutzung für den Wachstumszwang“ und Gastgeber Dirk Löhr stellte seine Überlegungen über „Umweltgüter als Commons: Zum ökologischen Grundeinkommen“ vor (Folien hier).
So erfuhr man, dass zur Zeit die größte Landvertreibung des 21. Jahrhunderts stattfindet, da der Kauf von Land als eine lohnende Investition gesehen wird. Die Folgen sind die Vertreibung von bäuerlichen Familien und eine Preissteigerung von Lebensmitteln. Dadurch sind Hungerkrisen wieder auf dem Vormarsch. Die Hälfte der Agrarfläche wird trotzdem für die Produktion von Futtermitteln für die Fleischproduktion bewirtschaftet und die Nachfrage nach Fleisch steigt noch. In Zukunft wird es Engpässe bei fruchtbarem Boden, den Wasservorräten und der Klimastabilität geben. Als ein zukunftsorientiertes Konzept wird momentan Bioökonomie angepriesen. Damit sollen benötigte Ressourcen auf alternative Weise hergestellt werden. Jedoch kann auch Bioökonomie zu entwicklungspolitisch unerwünschten Konsequenzen wie Land Grabbing, Menschenrechtsverletzungen und dem Verlust von Biodiversität führen. Da die Ressourcennutzung mit dem Wirtschaftswachstum in Verbindung steht, wurde ausführlich die Frage erörtert, woher der Wachstumszwang komme. Zuletzt wurde noch ein Modell für eine alternative Verteilung von Natur und Geld vorgestellt. Wenn der Boden nämlich kein Privatbesitz, sondern Gemeingut wäre, so die Überlegung, dann könnte man aus den Erträgen, die sich aus der Nutzung von Land und Natur ergeben, ein Grundeinkommen finanzieren. Die Natur könnte dadurch auch profitieren, da man politisch reguliert Nutzungsrechte verteilen könnte, um eine Übernutzung auszuschließen.
Die Hörsäle waren gut gefüllt, da sich nicht nur die Mitglieder der VÖÖ für diese Themen interessierten, sondern auch die Studenten und Studentinnen des Umwelt-Campus Birkenfeld. Am zweiten Tag gab es auch die Gelegenheit sich aktiv in Arbeitsgruppen einzubringen.
Im Rahmen der Tagung fand die Mitgliederversammlung der VÖÖ statt, wo der neue Vorstand gewählt wurde. In den neuen Vorstand werden sich Gerolf Hanke, Susanne Hartard, Eva Lang, Dirk Löhr, Gerhard Oesten, Anna Szumelda und Corinna Vosse sowie Gerhard Scherhorn einbringen. Dieses Jahr darf sich die VÖÖ ebenfalls über ihr 20jähriges Jubiläum freuen.
Im Rahmen der Tagung wurde zudem der Kapp-Forschungspreis für Ökologische Ökonomie verliehen. Ausgezeichnet wurden drei Arbeiten: Der Soziologe Johannes Buhl mit seiner Dissertation zum Thema „Rebound-Effekte im Steigerungsspiel“, der Volkswirt Christian Arndt mit einer Masterarbeit zur Degrowth-Debatte aus marxistischer Perspektive und der Politikwissenschaftler und Ökonom Lorenz Stör mit einer konzeptuellen Masterarbeit über Macht- und Herrschaftsverhältnisse im Kontext des Klimawandels.